Wie du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über die Wechseljahre sprechen kannst

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von Dr. Shilpa McQuillan, medizinisch überprüft von Dr. Rebecca Tomlinson am 5. September 2022

Du weißt nicht, wo du anfangen sollst, wenn du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über die Wechseljahre sprechen willst?  Die Allgemeinmedizinerin Shilpa McQuillan ist für dich da und gibt dir praktische Ratschläge, wie du das Beste aus deinen Arztterminen machen kannst. Selbst wenn es an der Zeit ist, über Symptome zu sprechen, die dir vielleicht peinlich sind.

Zahlreiche aktuelle Umfragen und Studien haben gezeigt, dass die Wechseljahre die Lebensqualität beeinträchtigen können.  Das überrascht nicht, wenn man bedenkt, wie vielfältig und intensiv die Symptome sind, die sie verursachen können. Was mich jedoch überrascht, ist, dass einige Frauen zögern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ich bin selbst Ärztin und finde das enttäuschend. Deshalb habe ich vor Ort eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, was die Frauen am meisten beunruhigt, und im Folgenden habe ich einige dieser Sorgen wiedergegeben. Du kannst dich vielleicht mit diesen Themen identifizieren oder hast die gleichen Sorgen. Ich werde in diesem Artikel einen Blick darauf werfen, warum Frauen sich so fühlen könnten, und wie man die Sorgen und Bedenken mit einigen einfachen, praktischen Maßnahmen verringern kann.

„Es ist mir peinlich, über meine persönlichen Beschwerden zu sprechen.“

„Ich habe Angst, dass man mich aufgrund solch geringer Symptome und wegen der Verschwendung eines Termins verurteilt.“

„Da mein Arzt ein Mann ist, befürchte ich, dass es ihm an Einfühlungsvermögen mangelt und er es nicht verstehen wird.“

„Ich will nicht in den Wechseljahre sein und habe Angst, vorzeitig alt zu werden.“

„Die Symptome, die ich habe, machen mir große Sorgen: Was ist, wenn es ernster ist als die Wechseljahre?“

„Die Behandlung macht mir Angst und ich habe gehört, dass es eine Menge Nebenwirkungen gibt.“

„Ich will jemanden, der mir zuhört und nicht einfach nur die Punkte abhakt.“

„Ich mache mir Sorgen, dass die Wechseljahre mich dick machen, aber mein Hausarzt wird mir wahrscheinlich nur sagen, dass ich meine Ernährung umstellen soll.“

„Ich verzichte lieber auf eine Hormonersatztherapie, weil das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, ist mir zu hoch.“

„Ich will einfach jemanden, der sich für meine Belange interessiert.

„Ich habe gelesen, dass meine Erschöpfung mit den Wechseljahren zusammenhängen kann, aber ich habe Angst, dass mein Arzt sagt, dass ich mir das nur einbilde.“

„Mein Arzt ist männlich und ich ziehe es vor, nicht mit ihm über meine persönlichen Probleme zu sprechen weil mir das peinlich ist.“

“I didn’t know my doctor can address the relationship problems I am having”

„Ich wusste nicht, dass ich mit meinem Arzt auch meine Beziehungsprobleme thematisieren kann.“

Die Sorgen der Frauen sind offenbar so individuell wie ihre Symptome, dennoch gibt es Antworten, die dich hoffentlich beruhigen und dir mehr Mut machen, mit deiner Ärztin oder deinem Arzt zu sprechen.

Um die richtige Hilfe zu bekommen, muss man zunächst mit der Sprache herausrücken

„Ich habe Angst, dass man mich aufgrund solch geringer Symptome und wegen der Verschwendung eines Termins verurteilt.“

„Ich mache mir Sorgen, dass die Wechseljahre mich dick machen, aber mein Hausarzt wird mir wahrscheinlich nur sagen, dass ich meine Ernährung umstellen soll.“

Die Wechseljahre wirken sich auf Frauen sehr unterschiedlich aus, da sie eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen können. Daher können die Auswirkungen auf die Lebensqualität von Frau zu Frau sehr unterschiedlich ausfallen. Entscheidend ist, dass du dich unterstützt fühlst und die für dich richtigen Optionen erhältst, und deine Hausärztin oder dein Hausarzt kann eine große Hilfe sein, wenn es darum geht, die benötigte Unterstützung zu bekommen.

Das muss dir nicht peinlich sein

„Es ist mir peinlich, über meine persönlichen Beschwerden zu sprechen.“

„Mein Arzt ist männlich und ich ziehe es vor, nicht mit ihm über meine persönliche Probleme zu sprechen weil es mir peinlich ist.“

Für manche Menschen sind die Wechseljahre immer noch ein Tabuthema und sie haben Angst, darüber zu sprechen. Vergiss nicht, dass die Wechseljahre völlig normal sind, und dass deine Ärztin oder dein Arzt dieses Thema sicherlich schon oft behandelt hat. Unabhängig davon, ob dein Arzt männlich oder weiblich ist, sind wir darin geschult, professionell zu handeln und dir die bestmögliche Betreuung zu bieten.

Sei einfach ehrlich, erzähle deine Geschichte und erkläre vor allem, wie die Situation auf dich wirkt. So kann deine Ärztin oder dein Arzt die Informationen und Optionen optimal auf dich abstimmen. Bei manchen Frauen hilft es auch, eine Freundin oder Verwandte zur moralischen Unterstützung mitzunehmen.

Betrachte die Gespräche als eine gemeinsame Reise

„Ich will jemanden, der mir zuhört und nicht einfach nur die Punkte abhakt.“

„Ich will einfach jemanden, der sich für meine Belange interessiert. In der Vergangenheit hat mein Arzt versucht, mich von der Hormonersatztherapie abzubringen, aber meine Freundinnen fühlen sich damit so viel besser.“

„Ich habe gelesen, dass meine Erschöpfung mit den Wechseljahren zusammenhängen kann, aber ich habe Angst, dass mein Arzt sagt, dass ich mir das nur einbilde.“

Die Ärztin oder der Arzt möchte wirklich helfen, fühlt sich aber durch die Menge an Informationen, die in einem oft kurzen Arzttermin (in der Regel 10 Minuten) besprochen werden können, eingeschränkt. 

Es ist wichtig, dass du dich nicht unter Druck gesetzt fühlst. Betrachte deine Wechseljahre als eine Reise und sei darauf vorbereitet, mehr als einen Termin zu vereinbaren, damit du das Gefühl hast, dass alle deine Fragen und Bedenken angesprochen werden. Somit steht dir und der Ärztin oder dem Arzt die nötige Zeit zur Verfügung, um alle für dich geeigneten Behandlungsmöglichkeiten auszuloten. Du kannst auch dazu beitragen, die zur Verfügung stehende Zeit optimal zu nutzen, indem du dich sorgfältig vorbereitest. Am Ende dieses Artikels findest du einige Ideen, wie du das machen kannst.

Hast du Angst, dass die Ärztin oder der Arzt dir nicht helfen kann?

„Ich will nicht in den Wechseljahren sein und habe Angst, vorzeitig alt zu werden.“

„Die Symptome, die ich habe, machen mir große Sorgen: Was ist, wenn es ernster ist als die Wechseljahre?“

“I didn’t know my doctor can address the relationship problems I am having.”

„Ich wusste nicht, dass mit meinem Arzt auch meine Beziehungsprobleme thematisieren kann.“

Vielleicht hast du das Gefühl, dass deine Situation komplex ist und dass deine Ärztin oder dein Arzt dich nicht vollständig über das informieren konnte, was du für eine Entscheidung brauchst. Vergiss auch nicht, dass Allgemeinmediziner:innen sich mit der Frauengesundheit und den Wechseljahren auskennen, aber dass die meisten keine Spezialisten auf diesem Gebiet sind. Es ist in Ordnung, wenn du ehrlich bist und deine Gefühle zum Ausdruck bringst. Auch wenn dein Arzt oder deine Ärztin dir nicht komplett helfen konnte, so könnte er oder sie dich trotzdem unterstützen, indem er oder sie dich zu einem/einer Kolleg:in in der Praxis oder zu einem/einer Fachärzt:in überweist.

Vorbereitung und Recherchen: Was du tun kannst, um zu helfen

Bereite dich vorher gut vor. Schreibe alle Punkte, die du besprechen willst, vorher auf. Somit weiß deine Ärztin oder dein Arzt, was alles angesprochen werden soll und kann dann die Punkte in Angriff nehmen, die für dich am wichtigsten sind.

Außerdem solltest du einige wichtige Informationen bereithalten, die es dem Arzt oder der Ärztin ermöglichen, eine sichere und geeignete Behandlung für dich zu finden:

  • Führe ein Symptomtagebuch und mache dir Notizen zu Veränderungen bei deiner Periode, Stimmungsschwankungen und Schlafverhalten. Der Symptom-Checker für die Wechseljahre von Health & Her hilft dir, dies auf digitalem Wege zu tun.
  • Lerne deinen Körper kennen. Es ist wichtig, dass du dich über alle relevanten medizinischen Probleme informierst, die du oder deine nahen Familienangehörigen gehabt haben könnten, wie z. B. Brust- oder Eierstockkrebs, Herzkrankheiten, Blutgerinnsel in den Beinen oder der Lunge (venöse Thromboembolien). Notiere alle früheren Operationen, die du an deiner Gebärmutter, den Eierstöcken oder dem Gebärmutterhals hattest.
  • Recherchiere und mache dir Notizen zu Behandlungen, die dich interessieren oder die du bereits ausprobiert hast.

5 Tipps, wie du mit der Ärztin oder dem Arzt über intime oder peinliche Symptome sprechen kannst

Die erfahrene Psychologin Dr. Deborah Lancastle weiß, dass ein Gespräch mit den Ärzten besonders schwierig sein kann, wenn du mit eher intimen Wechseljahresbeschwerden wie Veränderungen beim Urinieren und Blasenempfindlichkeit, vaginalen Veränderungen und Trockenheit, Schmerzen bein Sex oder Veränderungen bei der Periode zu kämpfen hast. Wenn du aber nicht über deine Symptome sprichst, können dir die Ärzte und Ärztinnen auch nicht helfen und dazu sind wir ja schließlich da! Hier sind die fünf besten Tipps von Dr. Lancastle, wie du mit der Ärztin oder dem Arzt über Symptome sprechen kannst, die dir vielleicht etwas peinlich sind.

1. Bereite dich vorher gut vor

Du fühlst dich vielleicht sicherer und kompetenter, wenn du dich über dein Problem informiert hast, bevor du deine Ärztin oder deinen Arzt aufsuchst. Zum Beispiel kannst du dich über dein Problem und die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungen informieren, bevor du zu deinem Termin gehst.

Du könntest dir einige Artikel auf dieser Website durchlesen, z. B. „Wie du mit deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin über die Wechseljahre sprechen kannst“. Oder du erkundest einige Entscheidungshilfen und besprichst die Behandlungsmöglichkeiten mit deiner Familie und deinen Freund:innen, um Klarheit in deinen Gedanken zu schaffen.

2. Überlege dir, wie lange du brauchen könntest

Wenn du mehrere Themen mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen musst, frage die Sprechstundenhilfe, ob es möglich ist, einen längeren Termin zu vereinbaren. Ärzt:innen haben zwar ein Zeitlimit für Termine, aber wenn du im Voraus zusätzliche Zeit gebucht hast, stehst du nicht unter Zeitdruck und kannst dir die Zeit nehmen, alles zu erklären, was du auf dem Herzen hast.

3. Buche einen Termin bei einer Ärztin oder einem Arzt, mit der oder dem du dich gut verstehst.

Vielleicht gibt es in der Praxis, die du besuchst, mehrere Ärzt:innen und du bevorzugst einen bestimmten Arzt oder eine Ärztin.  Falls ja, dann erkundige dich, ob es möglich ist, einen Termin bei diesem Arzt oder bei dieser Ärztin zu bekommen. Es kann sein, dass du warten musst, um eine bestimmte Ärztin oder einen bestimmten Arzt zu sehen, doch wenn deine Symptome nicht dringend sind, dann solltest du dies in Kauf nehmen und warten.

4. Lege fest, welches Ziel du für deinen Arzttermin hast

Folgende Strategien haben sich für andere Frauen (5) als hilfreich erwiesen. Schreibe vor dem Arzttermin deine Antworten zu diesen beiden Fragen auf:

Frage 1: „Was möchte ich bei diesem Termin vor allem erreichen?“

Hier wählst du am besten die Sache, die dich am meisten beunruhigt und/oder die sich am meisten auf deine Lebensqualität auswirkt (z. B. Hormonersatztherapie besprechen, Infos über Gesprächstherapie erhalten, damit du andere Dinge in deinem Leben bewältigen kannst, Ratschläge über Harninkontinenz erhalten). Hier wird erklärt, was eine Hormonersatztherapie ist und wie sie bei den Symptomen der Wechseljahre helfen kann.

Frage 2. „Welche Fragen möchte ich stellen?“

Schreibe ein paar Fragen auf, die dir besonders helfen könnten. Diese sollten sich auf die Priorität beziehen, die du in Frage 1 festgelegt hast. Wenn du z. B. vorrangig deine Harninkontinenz in den Griff bekommen willst, solltest du dich erkundigen, ob es bestimmte Übungen gibt, die du machen kannst, und ob es Fachleute gibt, die überprüfen könnten, ob du das richtig machst.

5. Was ist, wenn du einfach die Worte nicht herausbekommst?

Es kommt vor, dass Patienten beim Arztbesuch plötzlich nicht mehr in der Lage sind, über den Grund ihres Termins zu sprechen. Wenn dir das passiert und du kurze Antworten auf die 2 Fragen aus Tipp 4 vorbereitet hast, schiebe diesen Zettel einfach über den Tisch zur Ärztin oder zum Arzt zu! Die Ärztin oder der Arzt kann dann mit Fragen nachhaken, die zum Kern deiner Befürchtungen führen.

Über Dr. Shilpa McQuillan 

Dr. Shilpa McQuillan ist eine besondere Allgemeinmedizinerin, die über ein umfangreiches Fachwissen im Bereich der Frauengesundheit verfügt. Früher war sie Assistenzärztin in der Geburtshilfe und Gynäkologie, sie arbeitet jetzt in der Allgemeinmedizin, wo sie ihren Patientinnen mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen über Frauengesundheit zur Seite steht. Hier kannst du Shilpas vollständige Biografie nachlesen.

Über Dr. Deborah Lancastle

Dr. Deborah Lancastle (PHD) ist eine vom Health and Care Professions Council (HCPC) registrierte und von der British Psychological Society (BPS) gecharterte Gesundheitspsychologin mit besonderem Interesse an den psychosozialen Aspekten der reproduktiven Gesundheit von Frauen. Ihr umfassendes Wissen und ihre Erfahrung in Bezug auf die psychologischen Grundlagen, die erklären, wie Frauen mit Fragen der reproduktiven Gesundheit umgehen, machen sie zu einer kompetenten Beraterin für eine Vielzahl von Problemen im Bereich der reproduktiven Gesundheit von Frauen. Hier kannst du Deborahs vollständige Biografie nachlesen

 

Dr Shilpa McQuillan

Dr Shilpa McQuillan

General Practitioner

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