Wenn du eine Frau in den Vierzigern oder Fünfzigern bist - ist dir vielleicht schon aufgefallen, dass bestimmte Dinge, wie Schmuck oder bestimmte Kleidungsstücke, bei dir mittlerweile häufiger Hautreaktionen auslösen? Oder vielleicht hast du plötzlich im Frühjahr eine laufende Nase oder andere Begleiterscheinungen, die zum Heuschnupfen dazugehören? Diese und andere allergische Symptome, wie Nesselsucht (Urtikaria), Reizung der Nase (Rhinitis), wunde, tränende Augen können vermehrt als allergische Reaktion infolge der Wechseljahre auftreten.(1, 2)
Ekzeme, Dermatitis und Asthma in den Wechseljahren
Seitdem sie in den Wechseljahren sind, berichten viele Frauen ebenfalls, dass sich ihre bestehende allergische Erkrankungen wie Ekzeme, Dermatitis, Asthma und sogar Heuschnupfen in der Zeit der hormonellen Umstellung verschlimmern. Derzeit gibt es keine Statistiken darüber, wie viele Frauen betroffen sind, aber anekdotischen Berichten zufolge scheinen diese Symptome überraschend häufig vorzukommen.
Warum leiden mehr Frauen infolge der Hormonumstellung häufiger an Allergien?
Man geht davon aus, dass der schwankende und abfallende Östrogenspiegel während der Perimenopause und Menopause diese Veränderungen verursachen. Es gibt Östrogenrezeptoren im ganzen Körper, auch in immunregulierenden Zellen. Es scheint, dass der unregelmäßige Östrogenspiegel die Immunreaktion des Körpers stören kann, sodass er plötzlich anders und heftiger auf zuvor harmlose Allergene reagiert. Der Körper verteidigt sich dann, indem er mehr Histamin produziert, den chemischen Stoff, der typische Allergiesymptome auslöst.
Welche Auswirkungen hat Östrogen auf den Histaminspiegel?
Der Histaminspiegel erreicht seinen Höhepunkt, wenn der Östrogenspiegel hoch ist, was während der Perimenopause und des Eisprungs der Fall ist (etwa am 13.–14. Tag eines normalen 28-Tage-Zyklus). Das kann zu einer Ansammlung von Histamin führen, was möglicherweise zu einer Histamin-Intoleranz führen kann, also der Unfähigkeit, Histamin im Körper abzubauen.(3)
Genaue Wirkung der Wechseljahre auf allergische Reaktionen ist bisher ungeklärt
Während die genauen Mechanismen, wie Hormone Allergien beeinflussen können, noch nicht vollständig geklärt sind, ist der mögliche Zusammenhang zwischen Asthma und der Menopause der am genauesten erforschte Bereich. Dieser Forschungsbereich ist deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil Frauen häufiger an Asthma erkranken, sie schwerwiegendere Symptome aufweisen und für Frauen die Wahrscheinlichkeit an einem Asthmaanfall zu sterben doppelt so hoch ist wie bei Männern.(4)
Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass während der Perimenopause die Lungenfunktion bei Frauen nachzulassen scheint, obwohl sie nach der Menopause ein geringeres Risiko haben, die Art der Atemwegserkrankung zu entwickeln.(5)
Frauen, bei denen nach der Menopause erneut Asthma auftrat, was von der frühen bis zur späten Postmenopause passieren kann, wurde ebenfalls beobachtet, dass sie unter Symptomen leider, die schwer zu kontrollieren und zu bewältigen sind.(6)
Schwankungen im Östrogenspiegel verschlimmern Asthmasymptome
Was ebenfalls bekannt ist, ist dass Schwankungen des Östrogenspiegels mit Entzündungen in der Lunge und einer beeinträchtigten Atemfunktion verbunden sind. Viele Frauen erleben in den Wechseljahren eine deutliche Verschlechterung der Symptome und ihrer Asthmaanfälle, insbesondere vor der Menstruation und während des Eisprungs.(7,8) Tatsächlich berichtet jede dritte Frau, dass sich ihre Symptome vor oder während der Periode verschlimmern.(9)
Während wir auf weitere Forschungsergebnisse zu hormonell bedingten Allergien warten, solltest du dich bei zunehmender Allergieneigung und/oder Verschlimmerung bestehender allergischer Symptome von deinem Arzt oder deiner Ärztin über mögliche Behandlungsmaßnahmen beraten lassen.
Was kannst du bei hormonell bedingten Allergie-Symptomen machen?
1. Nutze einen Zykluskalender und führe ein Allergie-Tagebuch
Es kann dir helfen, deinen Zyklus zu tracken, um deinen Östrogenspiegel im Blick zu haben. Dafür kannst du unsere kostenlose Health & Her App für die Wechseljahre nutzen. In unserer App kannst du alle möglichen Allergiesymptome festhalten, um zu verstehen, ob es bei dir einen Zusammenhang zwischen deiner Allergie und deinem Hormonstatus gibt.
Asthmasymptome beispielsweise verschlimmern sich bekanntermaßen kurz vor der Periode, wenn der Östrogenspiegel sinkt. In der App kannst du mögliche Allergiesymptome personalisiert beschreiben und auch den Schweregrad angeben, als auch mögliche Auslöser. Diese Informationen können auch für das Gespräch mit deinem*deiner behandelndem Arzt oder Ärztin sein, um festzustellen, ob ein Zusammenhang zwischen deinen Hormonen und deinen Allergiesymptomen besteht.
2. Reduziere deine Exposition gegenüber Allergenen
Wenn du das Gefühl hast, dass etwas – sei es ein Nahrungsmittel, Alkohol, Rauch, Pollen, Parfüm oder Tierhaare – eine Unverträglichkeit oder allergische Reaktion auszulösen scheint, versuch, diese Sache so gut wie möglich zu vermeiden.
3. Achte auf dein Gewicht
Übergewicht oder Fettleibigkeit stehen in Zusammenhang mit Veränderungen des Immunsystems, die allergische Reaktionen und Erkrankungen wie Asthma und allergische Rhinitis zu verschlimmern scheinen.(10,11) Übergewicht kann auch dein Risiko erhöhen, um die Zeit der Menopause herum erstmals an Asthma zu erkranken.
4. Versuche Stress zu reduzieren
Stress und Angst können Asthma auslösen. In der Zeit der Perimenopause und Menopause sind Frauen ohnehin schon einer größeren psychischen und physischen Belastung ausgesetzt, was zu Unsicherheiten und Ängsten führt. Versuche Wege zu finden, dein Stresslevel zu reduzieren. Stress kann auch die Produktion von Histamin auslösen, was die Haut anfälliger für Juckreiz und Ausschläge macht.
5. Versuche das Rauchen einzuschränken
Untersuchungen legen nahe, dass Rauchen, sowohl passiv als auch aktiv, allergische Symptome wie allergische Rhinitis und Dermatitis verursachen oder verschlimmern kann.(12)
6. Schütze deine Haut
Die Haut wird in den Wechseljahren dünner und trockener. Versuche möglichst viel Wasser zu trinken, um deine Haut gut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Wenn du merkst, dass sie empfindlich ist und juckt, lohnt es sich möglicherweise, auf unparfümierte und dermatologisch geprüfte Bioprodukte umzusteigen.
7. Ein histaminarme Ernährung kann helfen
Bei der Behandlung einer Histaminintoleranz kann man mit einer entsprechenden Ernährungsumstellung gute Ergebnisse erzielen. Dabei werden histaminfreisetzende Lebensmittel und Getränke zu vermeiden. Dazu gehören fermentierte Lebensmittel, wie gereifter Käse und andere Milchprodukte, Wurstwaren und Alkohol (vor allem Rotwein). Eine histaminarme Ernährung sollte viele frische und unverarbeitete Lebensmittel enthalten, aber verwirrenderweise können bestimmte gesunde und nahrhafte Lebensmittel wie einige Obst- und Gemüsesorten, Nüsse und Hülsenfrüchte eine große Menge Histamin enthalten, wie zum Beispiel Tomaten, Pilze, Spinat und Erdbeeren.(13) Eine gute Übersicht mit histaminarmen und histaminreichen Produkten findest du hier.
8. Probiere es mit Probiotika
Es wird angenommen, dass eine schlechte Darmgesundheit und ein Mangel an verschiedenen Darmbakterien zu Allergien beitragen können. Bei Allergien in den Nebenhöhlen, wie z.B. Rhinitis haben sich Probiotika wie Lactobaccilus acidophillus als hilfreich erwiesen.(14)
9. Informiere dich über eine Hormonersatztherapie
Die Forschung zu Hormonersatztherapie und Asthma ist gemischt. Einige Studien weisen darauf hin, dass eine HRT das Risiko von Anfällen und allergischen Symptomen bei Frauen erhöhen kann, die bereits an einer Allergie leiden.(15)
Andererseits zeigt eine große britische Studie, bei der die Krankenakten von über 350.000 Frauen über einen Zeitraum von 17 Jahren untersucht wurden, dass HRT das Risiko verringert, nach der Menopause an einer Allergie zu erkranken.(16)
Eine weitere Studie deutet darauf hin, dass Frauen in der Perimenopause bei der Einnahme einer Hormonersatztherapie ein geringeres Risiko für allergische Rhinitis haben.(17)
Frauen, die eine Hormonersatztherapie einnehmen, berichten im Allgemeinen auch von einer Verbesserung ihrer Hauterkrankungen wie Nesselsucht, Ekzemen oder Dermatitis.
Im Allgemeinen gilt, dass die Behandlung von Allergien während der Perimenopause und Menopause die gleiche ist, wie zu jeder anderen Zeit des Lebens auch. Je nach Art der Allergie und der betroffenen Körperstelle werden dir möglicherweise Cremes, Antihistamintabletten oder ein Inhalator verschrieben oder empfohlen.
Quellen
1. https://www.nhs.uk/conditions/hives/
2. https://www.nhs.uk/conditions/allergic-rhinitis/
3. https://www.allergyuk.org/resources/histamine-intolerance/
4. https://www.ed.ac.uk/usher/aukcar/news/news-stories/2022/women-almost-twice-likely-die-from-asthma-attack
5. https://www.asthmaandlung.org.uk/sites/default/files/2023-02/asthma-is-worse-for-women-report-1.pdf
6. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26435006/
7. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8008417/
8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8870409/
9. https://www.asthmaandlung.org.uk/conditions/asthma/asthma-triggers/female-sex-hormones-and-asthma
10. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10489982/#:~:text=Obesity%20leads%20to%20changes%20in,allergic%20diseases)%20%5B43%5D.
11. https://www.jacionline.org/article/S0091-6749(14)03173-X/fulltext
12. https://speakingofmedicine.plos.org/2014/11/19/exposure-smoking-either-passive-active-lead-increased-allergies/
13. https://www.histamineintolerance.org.uk/about/the-food-diary/the-food-list/
14. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15059192/
15. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33705997/
16. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33279576/
17. https://link.springer.com/article/10.1186/s13223-023-00839-7