Die Heilpflanzenexpertin Anita Ralph erörtert natürliche Möglichkeiten zur Bekämpfung von Hitzewallungen.
Gut verträglich, sicher und hochwirksam – können Heilkräuter und Nahrungspflanzen dir auf natürliche Weise Linderung verschaffen?
Hitzewallungen sind bei vielen Frauen in den Wechseljahren ein häufiges Symptom. Die Patientinnen, die ich in meiner Klinik behandle, beschreiben Symptome, die von milder Wärme bis hin zu einer Art rasendem Inferno reichen. Manchmal treten sie zusammen mit Herzklopfen auf, d. h. mit dem Gefühl, als würde das Herz schneller oder kräftiger schlagen. Dies weist auf die komplexen hormonellen Ursachen von Hitzewallungen hin, an denen die Produktion von „Stresshormonen“ beteiligt ist, und die mehrere Jahre vor der eigentlichen Menopause einsetzen können, weil sie eine Reaktion auf Veränderungen sind. Da Hitzewallungen die Folge anderer gesundheitlicher Probleme im Körper sein können, ist es wichtig, die Ursache für deine Hitzewallungen mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zu klären. Allerdings sind Hitzewallungen und Schweißausbrüche jeglicher Ursache eine Reaktion auf die Produktion von Hormonen, die als Reaktion auf verschiedene Arten von Stress freigesetzt werden.
Naturheilkunde – natürliche Hilfe bei Hitzewallungen
Die Pflanzenheilkunde bietet viele potenzielle Lösungen für dieses lästige Symptom und ist am wirksamsten, wenn die Behandlung direkt an der Ursache ansetzt. Pflanzliche Arzneimittel enthalten wohltuende Verbindungen, aber Kräuter wirken nicht genauso wie „natürliche Arzneimittel“. Sie liegen in diesem interessanten Bereich zwischen Nahrung und Medizin und sind daher oft sehr sicher in der Anwendung. Die Wechseljahre sind eine normale Übergangsphase, in der sich der Körper von den jahrzehntelangen Monatsblutungen (und den dafür notwendigen Hormonen) in einen Zustand relativer hormoneller Ruhe zurückversetzt. Genau dieser Umstellungsprozess verlangt von uns, dass wir flexibel sind.
Wenn wir also mit psychischem oder körperlichem Stress zu kämpfen haben, sind wir möglicherweise weniger in der Lage, die erforderlichen Veränderungen zu bewältigen. Die Förderung der allgemeinen Gesundheit und die Verbesserung der Bewältigungsfähigkeit sind die Schwerpunkte der Heilkräuterkunde, sodass wir bei den Wechseljahren oft helfen können, wenn andere Strategien versagt haben. Bei den Wechseljahren geht es zum Teil um den Rückgang der Östrogenproduktion in den Eierstöcken, was oft als Grund für Hitzewallungen angegeben wird. Wenn wir uns in einem optimalen Gesundheitszustand befinden, können wir alle Hormone, die wir postmenopausal benötigen, selbst produzieren, und auch andere Teile unseres Körpers spielen eine Rolle im Hinblick auf weniger Beschwerden in den Wechseljahren.
Ernährungsumstellung: Eine natürliche Alternative zur Hormonersatztherapie?
Einige Heilpflanzen und einige Nahrungspflanzen enthalten Verbindungen, die dem Östrogen ähneln (aber nicht mit ihm identisch sind). Werden diese Nährstoffe in den täglichen Speiseplan aufgenommen, kann dies bei einigen Frauen, bei denen ein niedriger Östrogenspiegel sehr offensichtlich ist, zu einer Verbesserung der Hitzewallungen führen. Die betroffenen Frauen haben möglicherweise über einen längeren Zeitraum die Antibabypille eingenommen oder hatten Erkrankungen wie Endometriose oder Fibrome, die zu einem erhöhten Östrogenspiegel führten. Hervorragende pflanzliche Quellen für diese so genannten „Phytoöstrogene“ (phyto bedeutet Pflanze) sind Hülsenfrüchte, Bohnen und Linsen sowie Leinsamen. Diese natürlichen Östrogenquellen können dazu beitragen, Wechseljahresbeschwerden zu lindern, sie stimulieren jedoch nicht die Östrogenrezeptoren, die bei Brustkrebs eine Rolle spielen, sondern können diese sogar häufig blockieren.
Praktische Wege zur Selbsthilfe
Wenn du mindestens dreimal pro Woche Lebensmittel wie Bohnen und Linsen in deine Ernährung aufnimmst und an den meisten Tagen 1-4 Teelöffel gemahlene Leinsamen zu dir nimmst, hast du gute natürliche Quellen für die Rohstoffe, aus denen unser Körper sichere östrogenähnliche Wirkstoffe herstellen kann.
Hülsenfrüchte und Leinsamen unterstützen die Ausscheidung von Schlacken aus deinem Körper, was sich auch positiv auf das Hormongleichgewicht auswirken kann, und sie sind Quellen für lösliche (weiche) Ballaststoffe, ein natürliches Präbiotikum, das auch die Leber und das Mikrobiom (Ökosystem der freundlichen Darmorganismen) unterstützt. Die pflanzlichen Östrogenquellen müssen von unserem Verdauungssystem verarbeitet werden, damit sie von Nutzen sind. Deine Leber kann verschiedene Arten von Östrogen herstellen, braucht dafür aber Rohstoffe aus unserer Ernährung oder aus pflanzlichen Arzneimitteln. Die Leber selbst muss das, was wir gegessen haben, in etwas Verwertbares umwandeln (oder auch nicht!). Bei Verdauungs- oder Leberproblemen kann die Produktion eigener Östrogene erschwert werden, was zu einer Verschlimmerung der Wechseljahresbeschwerden führen kann.
Hier sind einige Tipps und Ratschläge für eine gesunde Ernährung in den Wechseljahren, damit du glücklich und gesund bleibst
Glücklicherer Darm, weniger Hitzewallungen
Heilpflanzenexpert:innen kümmern sich um mögliche Verdauungsprobleme, da dies auch die Wirksamkeit der eingenommenen Pflanzenheilmittel verbessert! Kräutertees wie Kamille und Fenchelsamen haben eine wohltuende, beruhigende und heilende Wirkung auf die Verdauungsorgane. Diese können beruhigende Botschaften an das Gehirn und das Nervensystem senden, was bei einigen Frauen dazu beitragen kann, die Hitzewallungen zu verringern. Die verdauungsfördernde Wirkung der beiden entspannenden Pflanzenwirkstoffe verbessert auch unsere Fähigkeit, die postmenopausalen Östrogene auf natürliche Weise zu bilden. Ein intaktes Mikrobiom (Ökosystem freundlicher Darmorganismen) hilft unseren Körpern, postmenopausale Östrogene zu produzieren. Wenn du in den Wechseljahren unter häufigen Infektionen leidest (wiederkehrende Infektionen, einschließlich Harnwegsinfektionen, können ein Problem sein, das mit den Veränderungen in den Wechseljahren zusammenhängt), wird es dem Körper leichter fallen, seine Aufgaben in den Wechseljahren zu erfüllen, wenn du dir Unterstützung ohne Antibiotika holst.
Schauen wir uns das Hormonsystem an
Während der Wechseljahre verändert sich unser gesamtes Hormonsystem und wird neu justiert. Es gibt Veränderungen in den Fortpflanzungsorganen, aber auch in der Schilddrüse (die den Stoffwechsel steuert) und in den Nebennieren (die Hormone einschließlich Adrenalin produzieren, die als „chemische Botenstoffe“ im Körper wirken). Heilkundige können diese Bereiche deines Körpers mit Kräutern, den so genannten „Adaptogenen“, unterstützen.
Da alle Menschen unterschiedlich sind, ist es am besten, wenn du dich beraten lässt, um die richtige Kombination für dich zu finden. Aber gibt es ein paar Optionen, die leicht verfügbar und sehr unterstützend sind, sodass du sie auch zu Hause ausprobieren kannst.
Du kannst Hafer in Form von Nahrungsmitteln (Brei oder Hafermilch) zu dir nehmen, aber auch als „Tee“ aus Haferblüten und -stängel (bevor sich der Samen gebildet hat). Dieser Kräutertee aus Haferblüten, auch Milchhafer oder Haferstroh genannt, wirkt wie ein Stärkungsmittel, er ist köstlich und glutenfrei. Hafer hat eine milde adaptogene Wirkung, ist aber nicht übermäßig stimulierend, sodass er sich ideal für manche Frauen in den Wechseljahren eignet.
Will dir dein Körper etwas mitteilen?
Um es noch einmal zu sagen: Hitzewallungen sind Symptome für eine tiefgreifendere Störung dessen, was ein natürlicher Prozess der Anpassung sein sollte. Bei Stress, chronischen Schmerzen, Entzündungen oder Infektionen hilft es, natürliche Lösungen zu finden. Möglicherweise ist dies das erste Mal, dass du deine Gesundheit als Ganzes unter die Lupe nimmst. Auch der Verzicht auf Antibiotika und die Wiederherstellung der Darmfunktion und des Darmmikrobioms können helfen.
Was kannst du erwarten, wenn du Heilpflanzenexpert:innen aufsuchst
Die Pflanzenheilkunde kann in der Zeit der Wechseljahre eine wichtige Unterstützung sein und auf deine Bedürfnisse zugeschnitten werden. Wenn du Heilpflanzenexpert:innen aufsuchst, erhältst du sorgfältig ausgewählte Kräuter auf Rezept und auch einige auf dich zugeschnittene Ernährungsempfehlungen, sodass du einen robusten, flexiblen und zuverlässigen persönlichen Ansatz für deine Symptome hast. Ein Beratungsgespräch ist eine gute Gelegenheit, deine Gesundheit in ihrer Gesamtheit zu betrachten und darüber nachzudenken, was dein Körper braucht. Es ist möglich, mithilfe sicherer, gesunder und zuverlässiger Pflanzenheilmittel dem Körper beim Anpassungsprozess in den Wechseljahren zu helfen.
Die nächsten Schritte und praktische Ressourcen
Kräuter und Naturheilmittel – Obwohl sie im Allgemeinen sehr sicher und gut verträglich sind, können sie eine unglaubliche Wirkung haben. Daher ist es sehr wichtig, dass du dich gut informierst und deinen behandelnden Therapeuten sorgfältig auswählst. Wonach du Ausschau halten solltest:
- Mitgliedschaft bei der GPT – Gesellschaft für Phytotherapie (www.phytotherapie.de)
- Mitgliedschaft für bei der ESCOP – Europäische Gesellschaft für Phytotherapie
Wusstest du schon? Vollständig qualifizierte Heilpflanzenexpert:innen absolvieren eine vierjährige Ausbildung.
Über Anita Ralph
Anita macht sich die kraftvolle Medizin von Pflanzen und Lebensmitteln zunutze, um eine natürliche Alternative – oder Ergänzung – zu pharmazeutischen Medikamenten zu bieten. Sie betreibt ihr eigenes, vielbeschäftigtes Beratungsgeschäft für Pflanzenheilkunde, inspiriert die nächste Generation als Heilkräuterlehrerin und arbeitet mit unserer leitenden Gynäkologin zusammen, um einen ganzheitlichen Ansatz für die Gesundheitsfürsorge von Frauen in der Praxis Gynae Expert anzubieten. Anita ist seit 1990 praktizierende Heilpflanzenexpertin und Mitglied des National Institute of Medical Herbalists und des College of Practitioners of Phytotherapy und verfügt über einen Master-Abschluss in Kräutermedizin.
Die in diesem Artikel beschriebenen Produkte
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