Hitzewallungen in den Wechseljahren – Überblick einer Ärztin

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Die Allgemeinmedizinerin Dr. Shilpa McQuillan erklärt, was Hitzewallungen sind, warum sie auftreten und wie du ihre Auswirkungen auf dein Leben verringern kannst. Von Änderungen des Lebensstils bis hin zur Hormonersatztherapie (HET) gibt es viele Möglichkeiten, wie du einen kühlen Kopf bewahren und die Kontrolle behalten kannst.

Was sind Hitzewallungen?

Hitzewallungen werden oft als ein intensives Wärmegefühl beschrieben, das sich im Körper und im Gesicht ausbreitet, und zwar auch zu Zeiten und an Orten, die andere nicht als warm empfinden. Oftmals können sie mit übermäßigem Schwitzen und Herzklopfen verbunden sein. Sie können dich in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen. Einige Frauen bekommen nur sporadisch Hitzewallungen, die ihre Lebensqualität nicht allzu sehr beeinträchtigen. Andere jedoch erleben häufige Hitzewallungen oder empfinden sie als unangenehm und peinlich, was zu einer Störung des normalen Tagesablaufs, der Arbeit und des Schlafs führt.

Warum treten Hitzewallungen auf?

Hitzewallungen werden vermutlich durch die Veränderung der Hormone, hauptsächlich wegen des niedrigen Östrogenspiegels verursacht, die sich auf die Kontrolle der Körpertemperatur auswirken. Sie können bereits im Vorfeld der Menopause auftreten – in der so genannten Perimenopause, also in der Zeit, in der du noch deine Periode hast – und nach der Menopause noch viele Jahre lang. 

Muss man sich über sie Sorgen machen? 

Hitzewallungen sind in der Regel harmlos. Wenn du jedoch unter anderen Symptomen wie Gewichtsverlust, Durchfall oder Muskelschwäche leidest oder dich allgemein unwohl fühlst, solltest du den Rat deiner Ärztin oder deines Arztes einholen, um sicherzustellen, dass die Wechseljahre die Ursache für diese Symptome sind.  

Wie kannst du Hitzewallungen in den Griff bekommen?

Wie du mit deinen Hitzewallungen umgehst, hängt davon ab, wie stark sie dich beeinträchtigen. Manche Frauen empfinden die Beschwerden als mild und kommen ohne Behandlung zurecht – aber wenn sie für dich problematisch sind, kannst du eine Menge tun.

Lifestyle-Faktoren – der einfachste erste Schritt

Es gibt viele Lifestyle-Faktoren, die Hitzewallungen auslösen, und wenn du diese veränderst, kannst du deine Symptome deutlich verringern. Es ist nicht immer leicht, ein gesundes Leben und die Anforderungen des modernen Lebens unter einen Hut zu bringen, doch kann es sich lohnen, jetzt etwas Zeit und Energie in die Pflege des eigenen Körpers zu investieren. Tu, was du kannst, und sieh, wie es läuft – aber jede kleine Veränderung ist eine große Hilfe, und deshalb solltest du sehen, was du tun kannst. Du kannst Übungen wie Yoga gegen Hitzewallungen ausprobieren, um zu sehen, ob das hilft. 

Versuche auch, deinen Alkoholkonsum einzuschränken.

Eine Einschränkung des Alkoholkonsums ist wichtig, da Alkoholkonsum die Körpertemperatur in vielerlei Hinsicht verändern kann. Erstens baut unsere Leber den Alkohol ab. Dieser Verdauungsprozess führt zu einer Wärmeproduktion und kann zu einem „Wärmegefühl“ führen. Außerdem führt Alkohol zu einer Erweiterung der Blutgefäße, was bei manchen Menschen zu einer Gesichtsrötung führt. Übermäßiger Alkoholkonsum führt auch zu Schweißausbrüchen, weil der Körper versucht, Giftstoffe auszuscheiden. Wie du dir vorstellen kannst, bringt das alles nichts, wenn deine Hormone zusätzlich Hitzewallungen auslösen.

Verzichte auf Koffein

Koffein stimuliert unser Nervensystem, sodass wir uns angespannt fühlen und es kann zu Hitzewallungen und Herzklopfen führen. 

Hör mit dem Rauchen auf

Das Rauchen von Zigaretten kann Hitzewallungen verursachen. Das liegt daran, dass Zigaretten Nikotin enthalten, wodurch unser Körper Chemikalien freisetzt, die unsere Herzfrequenz und unsere Körpertemperatur erhöhen. 

Versuche, Stress oder Ängste zu vermeiden

Auch dies kann unser Nervensystem anregen – die „Kampf-oder-Flucht-Reaktion“, die zu Hitzewallungen und Schweißausbrüchen führt. Mehr darüber, wie du damit umgehen kannst, erfährst du in unserem Artikel „Stress und Angstzustände“. 

Erfahre mehr über die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) für die Wechseljahre.

Sprich mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt über deinen Gesundheitszustand und deine Medikamente.

Es kann sein, dass du bestimmte Medikamente einnimmst, die Hitzewallungen auslösen können. Darüber hinaus können einige gesundheitliche Probleme wie eine Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes deine Symptome noch verschlimmern.Es ist wichtig, dass du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprichst, wie du diese Auswirkungen minimieren kannst. 

Versuche, cool zu bleiben

Bei Hitzewallungen und Schweißausbrüchen kann es helfen, die Umgebung so zu verändern, dass sie kühl bleibt. Zum Beispiel:

  • Das Tragen von leichter Kleidung und Schichten, die sich leicht ausziehen lassen – dazu gibt es viele hilfreiche Ratschläge in dem Artikel „Welche Garderobe eignet sich für Hitzewallungen“ von der Stylistin und Schneiderin Gilly Woo. 
  • Auch die Bettwäsche sollte überdacht werden: Leichte, atmungsaktive Laken und kühlende Kissen anstelle von dicken Bettdecken. 
  • Drehe den Thermostat herunter und versuche, den Raum kühl zu halten, und wenn das nicht möglich ist, benutze einen Ventilator.

Welche Behandlungsmethoden sind auf Rezept erhältlich?

Hormonersatztherapie (HET)

Die wirksamste Maßnahme, welche die Hausärztin oder der Hausarzt zur Linderung von Hitzewallungen anbietet. Da der Hauptgrund für Hitzewallungen in den Wechseljahren ein sinkender Hormonspiegel (insbesondere Östrogen) ist, zielt die HET darauf ab, diese Hormone zu ersetzen. Darüber hinaus verringert HET nachweislich* das Risiko für brüchige Knochen (Osteoporose). Die Einnahme einer HET (insbesondere einer reinen Östrogen-HET) kann darüber hinaus das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herz und Blutgefäße) verringern. Am meisten profitieren Frauen, die innerhalb von 10 Jahren nach Eintritt der Wechseljahre mit einer HET beginnen. Weitere Informationen hierzu findest du in dem Artikel Leitfaden für Allgemeinmediziner zur Hormonersatztherapie.

Hier werden die verfügbaren Optionen, gängige Mythen und die Fragen behandelt, die Frauen häufig stellen, wenn sie eine Hormonersatztherapie in Erwägung ziehen.

Nicht-hormonelle Behandlungsmethoden

Die Hormonersatztherapie ist nicht für alle Frauen geeignet und stellt nur eine Form der Behandlungsmethoden dar. Auch andere verschreibungspflichtige Medikamente haben sich als hilfreich erwiesen, z. B:

Clonidin

Clonidin ist nicht-hormonelle Medikament, das im Deutschland zur Behandlung von Hitzewallungen zugelassen ist. Es ist eine gute Alternative, wenn eine HET nicht geeignet ist. Clonidin wird üblicherweise zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt und ist daher für einige Patientinnen, die andere Medikamente einnehmen oder einen niedrigen Blutdruck haben, möglicherweise nicht geeignet. In höheren Dosen kann es auch zu Schlafstörungen führen, aber das sollte deine Ärztin oder dein Arzt mit dir besprechen, bevor sie oder er es dir verschreibt.

Gabapentin

Dies kann Hitzewallungen lindern. Einige Frauen schätzen dieses Medikament auch, weil es ihren Schlaf verbessern kann. Die Nebenwirkungen treten vor allem bei höheren Dosen auf und umfassen Schläfrigkeit, Mundtrockenheit und Gewichtszunahme. 

Antidepressiva

Einige Medikamente wie Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSNRI) können als Alternative zur Behandlung von Hitzewallungen in Betracht gezogen werden, wenn eine Hormonersatztherapie nicht sicher ist. Hierüber solltest du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt genau nachdenken, da sie für diese Anwendung nicht zugelassen sind und in hohen Dosen ihrerseits Nebenwirkungen verursachen können, die mit den Wechseljahren einhergehen, wie z. B. ein Libidoverlust, Übelkeit und Mundtrockenheit. Hitzewallungen gehören zwar zu den häufigsten Symptomen der Wechseljahre, aber zu wissen, dass andere Frauen diese Erfahrung teilen, macht es nicht immer leichter.

Wenn du die oben genannten Selbsthilfemaßnahmen ausprobiert hast, ist deine Hausärztin oder dein Hausarzt eine gute erste Anlaufstelle, um über andere Möglichkeiten wie beispielsweise eine Hormonersatztherapie zu sprechen. Du brauchst keine Angst davor haben. Denke daran, dass wir hier sind, um dir zu helfen, dass wir alles schon einmal gehört haben und dass es uns wirklich am Herzen liegt, dass es dir gut geht. Vielleicht hilft dir mein Artikel „Wie du mit deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin über die Menopause sprechen kannst“ weiter. Hier spreche ich einige der häufigsten Sorgen an, die Frauen im Zusammenhang mit den Wechseljahren und dem Gang zum Arzt haben, und gebe einige praktische Tipps und Anregungen, wie man das Beste aus den Arztbesuchen machen kann.

Über Dr. Shilpa McQuillan

Dr. Shilpa McQuillan ist eine besondere Allgemeinmedizinerin, die über ein umfangreiches Fachwissen im Bereich der Frauengesundheit verfügt. Früher war sie Assistenzärztin in der Geburtshilfe und Gynäkologie, sie arbeitet jetzt in der Allgemeinmedizin, wo sie ihren Patientinnen mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen über Frauengesundheit zur Seite steht. Hier kannst du Shilpas vollständige Biografie nachlesen.

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Letzte Aktualisierung – medizinisch überprüft – September 2022

Dr Shilpa McQuillan

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